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© Der "dominante" Hund?
Der Begriff der "DOMINANZ" wird l e i c h f e r t i g für diverses Fehlverhalten benutzt und hat tatsächlich rein gar nichts damit zu tun
Kaum ein Hundehalter oder ein Trainer:in bleibt davor verschont ;-). Tatsächlich gibt es aber nichts zu schmunzeln, denn viele Hunde wurden und werden zu ihrem Leidwesen immer noch nach dem Leitmotiv „ich bin hier der Chef“ unterdrückt, gequält und vor allem m a s s i v m i s s v e r s t a n d e n.
Die Alpha-Theorie und ihre Folgen ...
Manche Hundehalter meinen, eine „Alpha-Position“ einnehmen zu müssen, um so zu "verhindern", daß der Hund "dominant“ würde, wie nachstehende Beispiele veranschaulichen:
Ein Hund bekommt am frühen Abend zu relativ gleicher Zeit sein Futter.
"Alpha" (der Mensch) ißt zuerst, bevor der Hund gefüttert wird.
Plötzlich muß der Hund auf sein Futter eine Stunde oder länger warten, weil seine Besitzer:in ein Buch über den „dominanten“ Hund gelesen oder anderswoher einen „Tipp“ bekommen hat. Er versteht nun überhaupt nicht, warum er jetzt nichts zu fressen bekommt und ist mit der Situation völlig überfordert.
Stress ist die Folge und es wird nur Schaden angerichtet!
Das ist besonders schlimm, wenn Welpen auf ihr Futter warten müssen, bis der vermeintliche „Alpha“ (Mensch) zuerst gegessen hat. Hinzu kommt, daß Hunde solche “Maßnahmen“ als Bestrafung empfinden. Natürlich kann es vorkommen, daß ein Hund sein Futter mal etwas verspätet bekommt, doch keinesfalls sollte das als „Maßnahme“ angewendet werden. Weder bei erwachsenen Hunden und schon gar nicht bei Welpen.
Hunde, die an der Leine ziehen sind „dominant?"
Ein Hund darf kein Beutespiel-/Zerrspiel gewinnen, denn die Trophäe gebührt
dem "Alpha" (Mensch).
"Richtiges Spielen beeinflußt Verhalten und stärkt die Bindung"
"WO WISSEN ENDET, BEGINNT GEWALT" (M.Feldenkrais)
Der mittelalterliche "Alphawurf" wird in manchen (Buch)Ratgebern über Hundeerziehung immer noch empfohlen und leider auch immer wieder von diesbezüglich unkundigen Trainer*innen angewendet, um "unerwünschtes" Verhalten "abzustellen". Nicht genug, kommen meist auch tierschutzrelevante Würgehalsbänder, Maulschlaufen etc. zum "Einsatz", damit der Hund nur ja nicht „dominant“ würde. Gesundheiltiche Folgeschäden bleiben ebenfalls unbeachtet!
Hier versagen Buchautoren und manche Trainer:innen gleichermaßen kläglich. Dadurch, daß der Hund auf die Seite geworfen wird, soll ihm angeblich klar gemacht werden, wer hier der „Chef“ ist.
Der Alphawurf bedeutet kurz gesagt "ich töte dich."
Das kann weitreichende Folgen haben, indem der Hund beginnt defensiv-aggressives Verhalten zu zeigen. Ich könnte es ihm nicht verübeln, denn selbst unter Artgenossen würde nur ein extrem aggressiver Hund einen anderen dermaßen unterwerfen, dann aber mit der klaren Absicht ernsten Schaden zuzufügen.
Jede gute Beziehung basiert aber auf Vertrauen und auf der Bereitschaft, sich aufeinander einzulassen.
Das ist definitiv so. Eine Art von Grundvertrauen zwischen Mensch und Hund ist für das Zusammenleben absolut wesentlich.
Missverständnisse beruhen häufig auf Kommunikationsproblemen, Lerndefiziten und dem Fehlen klarer Regeln durch den Menschen!
Hunde teilen sich durch Körpersprache mit (Laute, Düfte, Mimik u.a.m. gehören dazu). Deshalb ist es so wichtig, die "Kommunikation des Hundes“ zu verstehen und richtig interpretieren zu können.
Der Mensch aus Hundesicht
Ein Rudel ist im herkömmlichen Sinne die Familie oder eine geschlossene zusammenlebende Gruppe von Hunden. Da die Abstammung vom Menschen also unmöglich ist, kann der Hund kein Rudelführer vom Menschen sein. Da die Abstammung vom Hund ebenso unmöglich ist, kann der Mensch kein Rudelführer von Hunden sein.
Denn: die Alpha-, Dominanz- und Rudelführer-Theorien sind seit mehr als 40 Jahren auch wissenschaftlich klar und mehrfach widerlegt - siehe auch David. L.Meach. Wölfe wie Caniden, die in Gruppen leben, praktizieren "qualifizierte Demokratie".
Menschen gehen aufrecht, sprechen eine „fremde“ Sprache, riechen „eigenartig“, bewegen und verhalten sich oft „komisch“. Da Hunde hochsoziale Wesen sind, können sie sich aber gut anpassen, vorausgesetzt sie wurden entsprechend sozialisiert. Sie sind in der Lage, sich mit verschiedensten Arten anzufreunden, so auch mit der Spezies Mensch.
Familie Wolf
Ein wild lebendes Wolfsrudel wird in der Regel vom stärksten Wolf, von der stärksten Wölfin, also dem Elternpaar angeführt. Die anderen folgen ihren Spuren. Nach heutigen modernsten wissenschaftlichen Erkenntnissen ist der Begriff „Alpha“ im alten Sinne so nicht mehr existent, da es sich um Familienverbände handelt.
Dominanzstreitigkeiten unter Wölfen sind selten, sofern sie überhaupt vorkommen. Die einzig logischen Rangdemonstrationen sind die Gesten des Tieres während einer sozialen Interaktion.
Ressourcen-Ordnung
Es kann guten Gewissens davon ausgegangen werden, daß Hunde weder Familien beherrschen, noch die Weltherrschaft übernehmen wollen. Wir können aufatmen:-).
Vielmehr geht es um das Verlieren oder Behalten von Ressourcen, wie Nahrung, Spielzeug, Zuwendung, Menschen u.a.m. Man kann auch sagen, es geht um die „Bewachung“ einer Ressource.
Somit handelt es sich meist um Verhaltensprobleme des einzelnen Hundes, die vom Besitzer gemeinsam mit einem Profi gewaltfrei gelöst werden müssen. Es geht keineswegs darum, einen höheren Status zu erlangen
Wie ist das nun mit der „Dominanz“ und wo ist der Platz des Menschen ?
Dominanz bezeichnet das Erreichen einer höheren Position. Nicht mehr und nicht weniger.
„Ich glaube nicht, daß Hunde uns als Hunde ansehen und deshalb konkurrieren sie auch nicht mit uns um die Position im Rudel“ (John Fisher). Dem ist nichts hinzuzufügen, denn Menschen sind eindeutig keine Hunde und daher artfremd.
Der Platz des Menschen? Der ist laut Rangordnungsregel Seite an Seite mit dem Hund
Dominanz-Theorien (…)
Die Vorstellung, daß ein Hund „dominant“ sei, hat ihren Ursprung in der Beobachtung von Gehegewölfen! Immer wieder kommen neue Tiere unterschiedlichen Alters und Geschlecht hinzu, die einander fremd sind. Da kann es zu häufigeren Auseinandersetzungen um eine bessere Position kommen. Besonders, wenn es um Weibchen geht.
Beobachtungen von David L. Mech zeigen, daß es bei frei lebenden Wölfen kein Alpha-Tier gibt, welches das Rudel beherrscht. Falls sie überhaupt vorkommen, sind Provokationen und Auseinandersetzungen um eine Rangposition selten.
Stattdessen leben Wölfe als Familie und teilen sich anfallende Arbeitsaufgaben. Weibchen kümmern sich um die Welpen und Männchen sorgen für Nahrung. Ist die Beute groß genug fressen alle gleichzeitig, unabhängig von ihrer Stellung im Rudel. Ist die Beute klein, fressen die Elterntiere zuerst. Ist die Beute knapp, fressen die Welpen zuerst.
Zurück zur Natur des Hundes
Rangordnungsregeln, die Menschen angeblich auf ihre Hunde übertragen sollen, betreffen wie schon erwähnt, das Verhalten wild lebender Wölfe; doch das passt nicht zusammen.
Rangordnungsregeln basieren zudem auf der Kommunikation unter Caniden. Canidae (Hunde), sind eine Familie innerhalb der Überfamilie der Hundeartigen und Rudelstrukturen werden nur innerhalb einer Art gebildet.
Deshalb ist der Hund nicht dominant
Er wird nicht versuchen seine Rangposition im „Rudel“ zu verbessern, denn er ist kein Teil unseres menschlichen „Rudels“. Er ist einer Gruppe von Menschen zugehörig. Daher muß auch der Mensch seinen Hund nicht „dominieren“. Zudem würde der andersARTige Hund nicht verstehen, was wir ihm mitteilen wollen.
Ein Hund ist ein Hund, wenn er kein Wolf ist
Nur ein „dominanter“ Hundehalter würde aversive (gewaltsame) Reize und harte Lehr- und Ausbildungsmethoden einsetzten, um Ziele zu erreichen.
Ein „dominanter“ Hundebesitzer kann daher gleichgesetzt werden mit einem unterdrückten Hund, der nicht mehr fähig ist, seine Gefühle auszudrücken und Eigeninitiative zu entwickeln. Zugleich bedeutet es einen herben Verlust von Bindung, Vertrauen und Kommunikation zwischen Mensch und Hund.
Hunde sind seit tausenden von Jahren die treuesten Begleiter des Menschen und sie verdienen es, achtsam, respektvoll und frei von jeglichen Dominanz-Theorien behandelt zu werden.
Seien auch wir Menschen unseren Hunden gute Freunde und treue Begleiter!
Bei Fragen freue ich mich über Ihre/Deine Kontaktaufnahme!
Doris Béatrice Muchna
Hundetraining PFOTEVITAL
Wien-Umgebung/ NÖ
Handy: 0664/3132 317
Email: pfotevital@gmail.com
www.hundetraining-pfotevital.at
© Urheberin Infoblatt: Doris B.Muchna
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